Juli 09

Donna Leon – Auf Treu und Glauben

Donna Leon - Auf Treu und Glauben

Donna Leon – Auf Treu und Glauben

Commissario Brunetti hat in Deutschland schon so lange Kultstatus, dass sein neunzehnter Fall einfach Pflicht ist.

 

Zum Buch:

Im Hochsommer in Venedig hat Commissario Brunetti nicht viel zu tun. So kann er sich um zwei Gefallen kümmern um die ihn zwei Freunde gebeten haben. Zum einem will er mit seinem Freund Inspectore Vianello herausfinden, warum dessen Tante in letzter Zeit so viel Geld von ihren Konten abhebt und was sie damit genau anstellt. Der zweite Gefallen ist die Überwachung des Gerichtsdieners Fontana. Dieser soll zusammen mit einer Richterin absichtlich Verhandlungen hinaus zögern. Beide Untersuchungen verlaufen schleppend. Darum macht sich der Commissario mit seiner Familie auf in den Urlaub. Doch dann wird der Gerichtsdiener erschlagen in seinem Vorhof aufgefunden.

 

Ein neuer Fall des Commissario ist wie das Wiedersehen mit alten Bekannten. Dies ist immerhin schon der neunzehnte Fall des italienischen Ermittlers. Für den Leser heißt das: man trifft auf vertraute Personen und kennt deren Handlungsweisen.

Unaufgeregt kommt dieses Buch daher. Es lässt den Figuren sehr viel Raum für Gedanken und private Geschichten. Leider verliert sich die Autorin dabei manchmal etwas zu ausführlich in Kleinigkeiten wie z.B. bei den Essgewohnheiten der Figuren oder gesellschaftlichen und politischen Themen. Das große Thema dieses Buches ist die Ungerechtigkeit in der Politik und in der Gesellschaft. So beginnt der eigentliche Kriminalfall erst, nachdem der Leser schon die Hälfte des Buches hinter sich gelassen hat.

Dieses Buch ist, wie nicht anders von Donna Leon zu erwarten, sehr flüssig und eingängig geschrieben. Die Bezeichnung: „ein typischer Donna Leon“ ist ja in der Zwischenzeit so etwas wie ein Kompliment. Man kann die von ihr beschriebene Hitze in Venedig beim Lesen förmlich spüren. Aber so wie die Stadt Venedig unter der Hitze scheinbar zum Stillstand kommt, so zäh lassen sich in diesem Buch manche Passagen lesen. Wirkliche Spannung kommt selten auf. Man liest trotzdem weiter, schließlich ist man zu alten Freunden auch höflich und hört sich die Geschichten bis zum Ende an. Auch wenn sie, wie in diesem Fall, kaum Spannung in sich tragen.

Übrig bleibt ein Gefühl, dass es in der Welt und scheinbar vor allem in Venedig sehr ungerecht zugeht. Und dass nur wenigen Menschen wahres Glück beschienen ist. Die am Anfang losen Handlungsstränge laufen am Ende zu keinem wirklich befriedigen Ergebnis zusammen, weder für die handelnden Figuren noch für den Leser. Trotz allem wird dieser Besuch des Commissario wieder in netter Erinnerung bleiben, sowie seine Besuche zuvor.

 

Zusammengefasst:

Der neunzehnte Fall von Commissario Brunetti ist sicher nicht das beste Buch der Reihe. Trotz vieler Längen unverzichtbar für Fans.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Andrea Camilleri

Ähnliches Buch: Die dunkle Wahrheit des Mondes – Andrea Camilleri

Interessanter Fakt: Auf eigenen Wunsch erscheinen Leones Bücher nicht auf Italienisch.

 

Verfilmung:

Juli 02

Stephan Ludwig – Zorn – Tod und Regen

Stephan Ludwig - Tod und Regen

Stephan Ludwig – Tod und Regen

Es war mal wieder an der Zeit für einen deutschen Krimi und dieser war gerade frisch als Taschenbuch erschienen.

 

Zum Buch:

In einer verschlafenen Stadt in Mitteldeutschland wird im Keller eines leer stehenden Gebäudes sehr viel Blut gefunden. Hauptkommissar Claudius Zorn wird mit der Ermittlung beauftragt. Er und sein Assistent Schröder gehen bei diesem Fall von Anfang an von einem Mord aus. Tage später wird die zum Blut gehörende verstümmelte Leiche gefunden. Bei den schleppenden Ermittlungen müssen die beiden Polizisten feststellen, dass der Staatsanwalt Information zurückhält. Kurz darauf wird dieser ermordet und seine Sekretärin entführt.

 

Man braucht schon eine ganze Weile um sich an die egoistische und sehr faule Hauptfigur Zorn zu gewöhnen. Man merkt, dass dem Autor seine Figur sehr am Herzen liegt. So wird sehr viel Zeit des Buches darauf verwendet Zorns gutes Aussehen, sein Musikgeschmack und seine Sicht der Welt zu erläutern. Man muss ihn durch alle Saufgelage und One-Night-Stands begleiten, während sein alles könnender, aber dicker und hässlicher Assistent jede anfallende kriminalistische Arbeit erledigt. Dies tut er auch noch mit Vergnügen. So läuft der Kriminalfall für den Leser lange Zeit nebenher.

Ebenso wie die Figuren etwas zu aufgesetzt wirken ist es mit der Symbolik in diesem Buch. So wohnt die egoistische Hauptfigur in einem Haus das einem Turm ähnelt und blickt aus einer großen Fensterfront auf die Stadt und die Menschen herunter. Da hilft es auch nichts, dass sich der Autor selbst darüber lustig macht, dass es im Buch immer stärker regnet bis zum Showdown der Damm bricht und nachdem der Fall gelöst, ist die Sonne wieder scheint.

Sieht man von der Eingewöhnungszeit an die Figuren und den doch recht brutalen Morden ab, ist dieses Buch gut und spannend geschrieben. Der Autor setzt an den richtigen Stellen Wendungen und legt falsche Fährten, um die Spannung hoch zu halten. Und die Unterhaltungen zwischen Zorn und seinem Assistenten Schröder entbehren nicht einer gewissen Komik.

Gewollt oder nicht, eine gewisse Ähnlichkeit in der Eigenartigkeit des Hauptkommissars mit der schon Kult gewordenen Figur des Kommissar Kluftinger ist nicht von der Hand zu weisen. Doch von der charmanten Verschrobenheit eines Kluftingers ist Kommissar Zorn ein ganzes Stück entfernt.

 

Zusammengefasst:

Wer verschrobene Kommissare mag und nichts gegen brutale Morde hat, ist hier richtig.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Andreas Winkelmann

Ähnliches Buch: Wassermanns Zorn – Andreas Winkelmann

Interessanter Fakt: Stephan Ludwig machte sich als Ghostwriter von Olaf Schubert einen Namen.

 

Hörbuchempfehlung:

Juni 21

Merle Kröger – Grenzfall

Merle Kröger - Grenzfall

Merle Kröger – Grenzfall

Grenzfall wurde mit dem deutschen Krimipreis 2013 ausgezeichnet.

 

Zum Buch:

Im Jahre 1992 werden an der Deutsch-Polnischen Grenze zwei Roma erschossen. Beide waren in einer Gruppe unterwegs, die illegal nach Deutschland einreisen wollte. Geschossen haben zwei Jäger, die die versteckte Gruppe im Weizenfeld für Wildschweine hielt. Jahre später wird die Tochter eines der Ermordeten verdächtigt, einen der damaligen Jäger getötet zu haben.

 

 

„Grenzfall“ ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein Krimi heutzutage oftmals mehr zu bieten hat als eine Teerunde und die Frage, wer das Gift in die Tasse getan hat. Es ist aber ein noch besseres Beispiel dafür, dass man sich fragen muss: Wann ist ein Krimi ein Krimi?

Zwar behandelt das Buch ein Tötungsdelikt an zwei Menschen, aber 80% des Buches wird über das Leben der Protagonisten berichtet. So erfährt der Leser viel über das Leben der Roma in Europa und das Leben der beiden Töchter der ermordeten Männer. Auch über das Leben 1992 im ostdeutschen Grenzgebiet kann man etwas lernen, sowie über den Deutsch- Deutschen Konflikt und über rechtes Gedankengut im Osten Deutschlands.

Dann ist da noch der Journalist Nick, der früher wild und verrückt war, nun Kind und Frau hat und sich fragt, ob das alles so richtig ist im Leben. Dieselbe Frage stellt sich seine alte Freundin Mattie. Diese will ihr freiheitliches Leben nicht aufgeben, oder lieber doch? Die Spannung bleibt durch all das Drumherum fast gänzlich auf der Strecke. Auch sonst gewinnt man selten den Eindruck sich in einem Krimibuch zu befinden.

Keine Frage, Merle Kröger hat mit sprachlichem Geschick und sehr intensiven Charakteren einen guten und interessanten Gesellschaftsroman geschrieben. Aber ein Krimi muss einfach etwas mehr bieten als zwei Leichen im Kornfeld.

 

Zusammengefasst:

Grenzfall ist weit mehr Gesellschaftsroman als ein Kriminalfall. Der kaum vorhandenen Spannung stehen intensive Charaktere gegenüber.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Mechtild Borrmann

Ähnliches Buch: Wer das Schweigen bricht – Mechtild Borrmann

Interessanter Fakt: Die Figuren Mattie Junghans und Nick Ostrowski tauchen auch in den Büchern „Cut“ und „Kyai“ von Merle Kröger auf.

 

Hörbuchempfehlung:

Juni 17

Max Landorff – Der Regler

Max Landorff - Der Regler

Max Landorff – Der Regler

Die Erfolgsautorin Nele Neuhaus empfiehlt dieses Buch. Wie kann man einer solchen Empfehlung widerstehen?

 

Zum Buch:

Gabriel Tretjak regelt private oder geschäftliche Angelegenheiten für seine Kunden, seien es Umzüge oder Vertragsverlängerungen. Dabei hilft er auch gerne mit kleinen Tricks oder gar Erpressung nach. Seine Arbeit erledigt er meist im Hintergrund und ist einer der besten in diesem ungewöhnlichen Job. Doch dann beginnt jemand, sich in sein Leben einzumischen. Drei Menschen werden auf dieselbe Art und Weise getötet. Mit allen Opfern hat Tretjak lange Zeit zusammengearbeitet und die Hinweise führen die Polizei immer wieder zu ihm und seiner Vergangenheit. Er scheint die Kontrolle über das Spiel, wie er es nennt, zu verlieren.

 

Keine Frage, dem Schriftsteller, der unter dem Pseudonym Max Landorff schreibt ist mit diesem Debüt ein spannender und gut geschriebener Thriller gelungen, an dem es wenig auszusetzen gibt. Der Schreibstil orientiert sich sehr stark an seiner Hauptfigur. So wird man recht unterkühlt auf die Reise in die Vergangenheit von Gabriel Tretjak geführt. Große Emotionen bleiben, wie bei der Hauptfigur, das ganze Buch über aus.

Viele Abschnitte dieses Buches werden dokumentarartig erzählt. So werden Erlebnisse oft rückblickend erzählt, auch wenn es sich um Dinge handelt, die erst eine halbe Stunde zuvor passiert sind. Ereignisse werden oft schon früh verraten und später ausführlicher erklärt. Eine weitere Eigenart ist, dass zu jeder Figur dieses Buches eine ausführliche Geschichte erzählt wird. Damit wird eine Erzählstruktur geschaffen, die ungewöhnlich ist aber der Spannung keinen Abbruch tut. Denn trotz aller Brüche und Sprünge in der Geschichte bleibt sie durchgehend hoch – ein absoluter Pluspunkt.

Wie sehr sich die Erzählstruktur der Hauptfigur angleicht, erlebt der Leser als sich in Tretjaks Leben ein einschneidendes Erlebnis ereignet. Auch der Leser erlebt diesen „Bruch“, denn an einer der spannendsten Stellen im Buch gibt es auf einmal einen Sprung von drei Monaten in die Zukunft. Doch die bruchstückhafte Erzählweise dieses Buches passt einfach perfekt zu der Figur des „Reglers“.

Für den Leser mag es vielleicht frustrierend sein, dass manche Handlungserklärungen nur dürftig und manche Handlungsstränge (noch) nicht vollständig aufgeklärt worden sind aber dies ist ganz bestimmt im Sinne der Hauptfigur. Damit ist zumindest ein guter Cliffhanger für eine Fortsetzung geschaffen worden.

 

Zusammengefasst:

Ein gelungenes Debüt, das mit einer interessanten Erzählstruktur und Hauptfigur aufwarten kann.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Reece Hirsch

Ähnliches Buch: Die 500 – Matthew Quirk

Interessanter Fakt: Es wird vermutet, dass hinter dem Pseudonym Landorff die Journalistenbrüder Stephan und Andreas Lebert stehen.

 

Hörbuchempfehlung:

Juni 10

Taylor Stevens – Die Touristin

Taylor Stevens - Die Touristin

Taylor Stevens – Die Touristin

Tess Gerritsen nannte dieses Debüt den Thriller des Jahres.

 

Zum Buch:

Vanessa Munroe ist darauf spezialisiert Informationen zu beschaffen. Sie wird vom Öl-Milliardär Burbank beauftragt, herauszufinden, was vor vier Jahren in Afrika mit seiner bis heute verschwundenen Tochter passiert ist.

 

Die Autorin dieses Thrillers schuf eine interessante weibliche Hauptfigur, die scheinbar in gar keine Schublade zu passen scheint. Außer man bemüht den Vergleich zu Stig Larssons Figur der Lisbeth Salander. Damit wird das ganze Buch um einiges interessanter, denn der Plot der Geschichte ist doch recht einfach gehalten und für geübte Thriller-Leser auch leicht zu erraten. So aber schaffte es die Autorin mit ihrem flüssigen Schreibstil und der wahrscheinlich für viele Leser exotischen afrikanischen Kulisse ein durchaus spannendes Buch zu schreiben.

Bis etwa zur Mitte des Buches ist das Tempo recht hoch, doch dann nimmt sich die Autorin Zeit das frühere (Liebes-)Leben der Hauptfigur näher zu beleuchten und mindert das Tempo und nimmt Spannung raus. Zum Ende hin zieht es zwar noch einmal an, erreicht aber nicht mehr die Anfangsgeschwindigkeit. Neben der Hauptfigur bleiben leider alle anderen Personen recht schemenhaft und klischeebeladen. Was bleibt, ist ein kurzweiliger Lesespaß für all diejenigen, die nichts gegen romantische Abenteuerunterhaltung haben.

 

 

Zusammengefasst:

Solides Thriller Debüt, das mit einer interessanten Hauptfigur punkten kann.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Robert Ludlum

Ähnliches Buch: Das verbotene Reich – Steve Berry

Interessanter Fakt: Taylor Stevens verbrachte wegen ihrer Eltern ihre Jugend in einer Sekte.
Hörbuchempfehlung der Redaktion:

Mai 30

Richard Price – Clockers

Richard Price - Clockers

Richard Price – Clockers

Dieses Buch wurde 1995 von Spike Lee mit Harvey Keitel verfilmt. Außerdem war es eine der Vorlagen für die Fernsehserie The Wire.

 

Zum Buch:

Rocco Klein, ein Ermittler der Mordkommission und Strike, ein Dealer, sind beide unzufrieden mit ihrem Leben und wollen es ändern. Sie wissen nur nicht wie und manchmal auch nicht mehr warum. Als der junge Dealer Daryll erschossen aufgefunden wird, nimmt Rocco die Ermittlungen auf. Strike hatte eigentlich den Auftrag Daryll zu töten, war dann aber doch zu feige es durchzuführen. Dafür hat er eine Ahnung wer es getan hat und warum.

Die Spur der Polizei führt zu Strike und Rocco ist sich sicher mit ihm den Mörder gefunden zu haben. Derweil legt Strike’s Bruder Victor ein Geständnis über den Mord ab.

 

Dieses Buch ist mit seinen 800 Seiten mehr Roman als Krimi. Es geschieht zwar ein Mord, aber im Grunde geht es um das Leben der beiden Hauptcharaktere. Man erfährt sehr viel über ihre Träume und Wünsche und warum sie dort gelandet sind, wo man sie als Leser kennen lernt. Richard Price schafft dies unter anderem durch lange und durchdachte Dialoge, so dass man tief in die Welt von Strike und Rocco eintaucht.

Obwohl die Mordermittlung nicht im Vordergrund steht, bleibt das Buch durchweg spannend. Erzeugt wird das unter anderem durch den simplen Trick, dass man in einem Kapitel Strike verfolgen kann und im nächsten die Sicht von Rocco verfolgt. Dieses Abwechseln der Charaktere ermöglicht es dem Leser zu verstehen, warum sich diese Geschichte so entwickelt und nicht anders.

Price ist mit diesem Buch aus dem Jahr 1992 ein großer Wurf gelungen, den man auch heute noch gerne liest. Man merkt diesem Buch an, dass der Autor auch ein erfolgreicher Drehbuchautor ist. Die Dialoge sind geschliffen und griffig und die Spannungsbögen sind an den richtigen Stellen gesetzt.

 

Zusammengefasst:

Ein großartiges Buch. Es ist kein klassischer Krimi, trotzdem sollte man es als Krimifan lesen und genießen.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Don Winslow

Ähnliches Buch: Homicide – David Simon

Interessanter Fakt: Price erhielt 1987 eine Oscar Nominierung für sein Drehbuch zu dem Film „Die Farbe des Geldes“.

Mai 23

Simon Kernick – Das Ultimatum

Simon Kernick - Das Ultimatum

Simon Kernick – Das Ultimatum

Ein Thriller über eine Geiselnahme in einem Hotel. Klang für mich nach dem Film „Stirb Langsam“. Also her damit.

 

Zum Buch:

An einem Donnerstagmorgen werden in London zwei Erwachsene in ihrem Haus erschossen und die Kinder entführt. Sieben Stunden später explodieren in der Stadt drei Bomben. Chaos und Verwirrung herrschen bei der Polizei und der Bevölkerung. Das haben die Terroristen erwartet. Sie beginnen ein ganzes Hotel zu besetzten und stellen der Regierung ein Ultimatum. Ihre Forderungen sollen innerhalb von fünf Stunden erfüllt werden – sonst wird das Hotel mit allen Gästen in die Luft gesprengt. Sonderkommissarin Arley Dale übernimmt die Einsatzleitung und muss feststellen, dass ihre Kinder in der Gewalt der Terroristen sind.

 

Das Ultimatum hat ein unglaubliches Tempo. Es nimmt einen von der ersten bis zur letzen Seite mit. Bis auf den Epilog gibt es für den Leser keine Zeit zum Verschnaufen. Geschickt setzt der Autor auf kurze Kapitel und knappe Dialoge, um noch mehr Schnelligkeit in die Geschichte zu bringen. Zur Unterstützung des Tempos wird vor jedem Kapitel die Uhrzeit angegeben. Sie tickt unaufhörlich dem Ultimatum entgegen.

Etwas dem Tempo des Buches geschuldet sind die Charaktere. Sie kommen teilweise zu klischeehaft daher. Trotzdem sind sie so weit ausgebaut, dass man sich gut in sie hineinversetzen kann. Das klischeehafte an den Charakteren tut der Spannung dieses Buches aber keinen Abbruch und ist damit mehr als verschmerzbar.

Ob es realistisch ist, dass acht Terroristen es wirklich schaffen ein ganzes Hotel mit über 100 Gästen in Schach zu halten? Diese Frage führt weder bei der Spannung noch beim Tempo zu einem Abbruch.

Man kann gar nicht genug loben, wie es Simon Kernick gelingt durch die ganzen Nebengeschichten in und um das Hotel die Spannung bis zum Ende hochzuhalten. So gelang ihm mit „Das Ultimatum“ ein Buch, das den Begriff Thriller wirklich verdient.

 

Zusammengefasst:

Wer Actionfilme wie „Stirb Langsam“ mag, der wird dieses Buch verschlingen.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Arne Dahl

Ähnliches Buch: Totenmesse – Arne Dahl

Interessanter Fakt: Seit dem Jahr 2002 erschien jedes Jahr ein neues Buch von Simon Kernick.

Mai 16

Adrian McKinty – Todestag

Adrian McKinty - Todestag

Adrian McKinty – Todestag

„Todestag“ ist der dritte Teil der so genannten „Dead-Trilogie“ von Adrian McKinty.

 

Zum Buch:

Auf Michael Forsythe ist ein Kopfgeld ausgesetzt, weil er vor 12 Jahren den Mafiaboss Darkey White erschossen hat. Dessen damalige Verlobte und heutige Chefin des Clans bietet Michael einen Deal an: Er findet ihre in Belfast entführte Tochter und wird damit ein freier Mann.

 

Der letzte Teil der Trilogie führt die Hauptfigur wieder in seine Heimatstadt Belfast. Vieles hat sich hier verändert. Keine Straßenkriege mehr, dafür ein nicht gekannter Wohlstand. Aber auch die Figur des Michael scheint reifer, erwachsener gewordener zu sein. Er wirkt nicht mehr allzu altklug und sein Mundwerk hängt nicht ganz so lose. Damit wirkt die Figur aber leider nicht mehr so interessant wie in den Büchern davor.

Auch beim Plot wurde offenbar reduziert. Nicht, dass die Vorgänger durch ausgeklügelte Plots geglänzt hätten, aber dieser Teil beschreibt nur einen Menschen, der ein paar Stunden Zeit hat, eine Person zu finden. Nicht gerade neu oder originell. Auch das mit Spannung erwartete Ende erscheint dröge und wird den durch zwei Teile geschürten Erwartungen kaum gerecht.

Was den dritten Teil gerade noch so rettet, ist das Talent McKinty’s spannend und vor allem temporeich zu schreiben. Mit diesem Talent könnte er wahrscheinlich auch eine Geschichte über ein Schneckenrennen zum Pageturner machen. So kann man sich beim Lesen auf reichlich Action freuen und fragt besser nicht, wie jemand so viele Anschläge auf sein Leben überlebt.

Für sich alleine genommen ein etwas fades, sehr actionlastiges Buch. Auch in der Trilogie ist es nicht der stärkste Teil. Hat man aber die anderen beiden Teile gelesen ist der dritte natürlich Pflicht. Und insgesamt gesehen ist die Trilogie auf jeden Fall empfehlenswert.

 

Zusammengefasst:

Der dritte Teil bietet noch mehr Tempo und Action als seine zwei Vorgänger. Er hat dafür aber etwas an Charakter verloren.

 

Aus der Redaktion: 

Ähnlicher Autor: Josh Bazell

Ähnliches Buch: Die Kiez-Trilogie – Frank Göhre

Interessanter Fakt: Mit dem Buch „Ein letzter Job“ gibt es ein Spinn-Off der Dead-Trilogie.

Mai 13

Adrian McKinty – Der schnelle Tod

Adrian McKinty - Der schnelle Tod

Adrian McKinty – Der schnelle Tod

Der schnelle Tod ist der zweite Teil der sogenannten „Dead“-Trilogie von Adrian McKinty.

 

Zum Buch:

Michael Forsythe ist seit fünf Jahren im Zeugenschutzprogramm. Nach einem polizeilichen Zwischenfall wird er vor die Wahl gestellt, entweder ins Gefängnis zu gehen oder sich in eine Terrorzelle einschleusen zu lassen. Michael entscheidet sich für die Terrorzelle und muss feststellen, dass diese viel kleiner aber dafür umso gefährlicher ist als gedacht.

 

Wie schon der erste Teil „Der sicherere Tod“ ist auch dieses Buch aus der Ich-Perspektive geschrieben. Aber neben dem aktuellen Geschehen gibt es wie im ersten Teil immer wieder Rückblenden in das frühere Leben von Michael Forsythe. So werden auch die wichtigsten Ereignisse des ersten Teils in Auszügen wiedergegeben. Man kann also getrost den zweiten lesen, ohne den ersten zu kennen. Man bringt sich aber selbst um das Vergnügen des ersten Buches. Allerdings nehmen diese Rückblenden immer wieder das Tempo aus der Geschichte.

Dabei ist Tempo einer der stärken von McKinty. Mit kurzen harten Sätzen zieht der Autor an manchen Stellen die Geschwindigkeit, und damit auch die Spannung, dermaßen an, dass man als Leser fast den Atem anhält. Nur um kurz danach scheinbar wieder völlig vom Thema abzuschweifen um sich Kleinigkeiten zu widmen. Dies alles tut der Spannung aber keinen Abbruch, denn der Autor schafft  es stilistisch diese konstant hoch zu halten.

Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Dank Ironie und sprachlichen Geschick muss der Leser das eine oder andere mal herzlich lachen, obwohl die Brutalität in diesem Buch um einiges höher angesiedelt ist als bei seinem Vorgänger. Geändert hat sich auch die Hervorhebung des gesprochenen Wortes. Damit liest sich dieses Buch „normaler“ als sein Vorgänger. Der Plot und die Figuren sind wie im ersten Teil einfach gehalten, aber auch das tut dem Buch nicht weh.

Wie so oft bei einem zweiten von insgesamt drei Teilen fehlt dem mittleren etwas der Schwung. Man weiß ja, die Hauptfigur wird (zumindest) diesen Teil noch überleben, die humorvolle Sicht der Welt von Michael Forsythe ist auch schon bekannt und das große spannende Finale wird für den dritten Teil erwartet.

 

Zusammengefasst:

Teil zwei der Trilogie ist etwas dunkler und brutaler geworden. Er hat etwas an Spannung und Humor verloren, ist aber ebenso lesenswert wie Teil Eins.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Josh Bazell

Ähnliches Buch: Schneller als der Tod – Josh Bazell

Interessanter Fakt: Mit dem Buch „Ein letzter Job“ gibt es ein Spinn-Off der Dead-Trilogie.

Mai 09

Adrian McKinty -Der Sichere Tod

Adrian McKinty - Der sichere Tod

Adrian McKinty – Der sichere Tod

Der Sichere Tod ist der Auftakt zur sogenannten „Dead-Trilogie“ von Adrian McKinty.

 

Zum Buch:

Michael Forsythe verlässt seine Heimat Belfast, um sich in New York einer irischen Gang anzuschließen. Als er eine Affäre mit der Freundin des Bosses beginnt, unterschreibt er sein Todesurteil. Doch Michael ist zäher als es die Gang erwartet.

 

Wenn man ein Haar in der Suppe sucht, dann kann man bei diesem Buch darauf hinweisen, dass die Geschichte um einen jungen Iren, der in Amerika in einer Gang sein Glück sucht und dabei grandios scheitert, weder neu noch originell ist. Das ist aber auch schon alles, was man beanstanden kann. Der einfache Plot ist hervorragend umgesetzt.

Die Sprache des Autors ist hart und zynisch, sein Tempo extrem hoch. Außer wenn er sich Zeit nimmt, in das frühere Leben seiner Hauptfigur einzutauchen. Oder seine Figur kurz über Literatur, Musik, Liebe und das Leben philosophieren lässt.

Apropos Hauptfigur, Michael Forsythe ist ein absoluter Gewinn für die Kriminalliteratur. Der junge Ire, der sich selbst für klüger hält als er in Wirklichkeit ist, ist ein absoluter Sympathieträger. Man ahnt schnell, dass sein loses Mundwerk und sein Hang zu Frauen ihn in Schwierigkeiten bringen werden. Die Sympathie zur Figur geht sogar soweit, dass man sich nicht abwendet, wenn er ohne zu zögern gewalttätig wird, um seine Ziele zu erreichen. Damit hat der Autor schon viel erreicht.

Ganz nebenbei erhält man noch einmal einen schönen Blick in das Leben der frühen 90’er Jahre – sowohl gesellschaftlich wie auch musikalisch.

 

Zusammengefasst:

Rasant, zynisch, brutal, cool und rundum gelungen, so präsentiert sich der Auftakt der Dead-Trilogie. Davon will man einfach mehr.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Josh Bazell

Ähnliches Buch: Die Kiez-Trilogie – Frank Göhre

Interessanter Fakt: Adrian McKinty wurde in Nordirland geboren zog nach New York und lebte sechs Jahre in Harlem. Dort arbeitete er u.a. als Postbote. Ganz ähnlich wie seine Hauptfigur.

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