Mai 07

John Le Carre – Der Spion, der aus der Kälte kam

John le Carre - Der Spion der aus der Kälte kam

John le Carre – Der Spion der aus der Kälte kam

Dieses Buch von John Le Carre aus dem Jahre 1963 gilt als einer der größten Spionageromane aller Zeiten.

 

Zum Buch:

Alec Leamas arbeitet für den britischen Geheimdienst und ist zuständig für Ostdeutschland. In letzter Zeit sind ein paar der von ihm betreuten Agenten in der DDR aufgeflogen und getötet worden. Zu seinem Entsetzen muss Leamas mit ansehen, wie sein erfolgreichster Spion bei einem Fluchtversuch erschossen wird. Die Zentrale beordert ihn daraufhin nach London zurück. Aber nicht, wie er vermutet, um ihn kalt zu stellen, sondern Leamas soll die Hauptrolle in einem groß angelegten Gegenschlag spielen.

 

John Le Carre besticht in diesem Buch mit einer sehr dichten, ja fast kammerspielartigen, Atmosphäre. Man ist ganz nah an der Figur des Alec Leamas, wird mit ihm zusammen in ein verwirrendes Spionagespiel geschickt. Der Schreibstil ist kühl und sachlich und wird abgerundet durch eine Melancholie, die scheinbar über allen Figuren schwebt.

Der Autor selbst war für die Britten im diplomatischen Dienst tätig und dieses „Insiderwissen“ merkt man dem Buch an. Die Story wirkt absolut glaubwürdig und überzeugend. Auf jeder Seite kann man sich vorstellen, dass die Geheimdienste genauso im Kalten Krieg gearbeitet haben. Dabei kommt die Story anfangs überraschend schlicht daher, aber das täuscht, denn in diesem Buch ist nie etwas, wie es zuerst erscheint.

Die Figuren in diesem Buch agieren glaubwürdig und überzeugend. Zu den wichtigen Personen gibt es immer noch eine ausführlich erzählte Hintergrundgeschichte. Diese hat genau die richtige Länge, um der Person eine gewisse Tiefe zu verleihen und es dabei schafft, nicht langweilig zu werden. Am besten lernt man die Personen allerdings durch die wunderbaren Dialoge im Buch kennen. Dort erkennt man als Leser, dass die Grenze zwischen Gut und Böse nicht so leicht zu ziehen ist, wie bei einem Bauwerk in der Größe einer Mauer.

Es wird natürlich auch auf die verschiedenen Ideologien vor und hinter dem eisernen Vorhang eingegangen. Der Autor enthält sich dabei der Wertung, bleibt immer sachlich bei der Meinung seiner erzählenden Figuren. Trotz aller vermeintlichen Unterschiede muss man als Leser erkennen, dass beide Geheimdienste gleiche Ziele haben und für beide am Ende nur das Ergebnis zählt. Unabhängig,  wie viele Menschenleben es fordert.

 

Zusammengefasst:

Ein Spionageroman, der seinesgleichen sucht. Absolut Lesenswert.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Frederick Forsyth, Graham Greene

Ähnliches Buch: Unser Mann in Havanna – Graham Greene

Interessanter Fakt: Das Buch ist 1965 mit Richard Burton in der Hauptrolle verfilmt worden.

Verfilmung:

Musikempfehlung:


iTunes Musikempfehlung:

Apr. 25

Leonie Swann – Glennkill

Leonie Swann - Glennkill

Leonie Swann – Glennkill

Das Buch Glennkill ist in Deutschland ein Bestseller und wurde in über 30 Sprachen übersetzt.

 

Zum Buch:

Schäfer George wird tot auf seinem Weideland gefunden. Seine Schafsherde ist genauso verwirrt wie die Menschen im naheliegenden Dorf Glenkill. Doch im Vergleich zu den Menschen haben die Schafe einen ausgeprägten Geruchssinn und dieser verrät ihnen, dass die Menschen Angst um ein großes Geheimnis haben.

 

Es mag im ersten Moment merkwürdig anmuten, wenn man sich vorstellt, dass Schafe einen Todesfall lösen wollen. Aber schon nach den ersten Sätzen wird einem klar, dass dies ganz und gar nicht merkwürdig ist. Denn man hält einen sehr lustigen und gut geschriebenen Krimi in der Hand. Der einem neben der Krimigeschichte auch noch eine neue Sicht auf so manch typisches menschliches Verhalten bietet. Die Schafe können die eine oder andere menschliche Gepflogenheit nicht so ganz verstehen und deuten sie dementsprechend anders als man es erwarten würde. Aus diesen Missverständnissen speisen sich Teile des wunderbaren Humors dieses Buches.

Aber man muss nicht nur über das Aufeinandertreffen verschiedener Sicht- und Denkweisen lachen. Es sind vor allem die Schafscharaktere mit ihren Eigenarten, die einen immer wieder zum Schmunzeln und Lachen bringen. Sie sind so hervorragend beschrieben und herausgearbeitet, dass man sich die Herde ganz leicht bildlich auf ihrer Weide vorstellen kann. Diese Herde muss man einfach sympathisch finden. Genau das macht den ganz großen Charme dieses Buches aus.

Natürlich ist dies kein gewöhnlicher Krimi. Dafür können Schafe als Ermittler nicht wie ihre menschlichen Vertreter agieren. Aber diese Hürde wird von der Autorin gekonnt umschifft. Die Sprache ist einfach gehalten, ebenso wie Teile des Plots. Damit liegt der Fokus des Buches eben nicht auf den Ermittlungen, sondern auf der Sichtweise der Schafe auf das menschliche Verhalten. Anders als in vielen anderen Tierkrimis sind hier die tierischen Ermittler nicht klüger als die Menschen um sie herum. Deshalb gehen die Schafe manchmal unkonventionell an die Lösung dieses Todesfalles heran.

Nach dem Lesen dieses Krimis wird man vielleicht die eine oder andere Schafsherde mit anderen Augen betrachten.

 

Zusammengefasst:

Glennkill ist ein rundum gelungener Krimi, der mit ungewohnten, aber herzlichen Hauptfiguren auftrumpfen kann.

 

Aus der Redaktion

Ähnlicher Autor: Akif Pirincci

Ähnliches Buch: Felidae – Akif Pirincci

Interessanter Fakt: Im Jahre 2010 erschien die Fortsetzung mit dem Titel „Garou“.

Apr. 23

Matti Rönkä – Russische Freunde

Matti Rönkä - Russische Freunde

Matti Rönkä – Russische Freunde

Matti Rönkä gewann mit diesem Buch den Skandinavischen Krimipreis 2007.

 

Zum Buch

Viktor Kärppä ist ein ehemaliger Soldat mit Spezialausbildung der Roten Armee. Inzwischen lebt er in Finnland und betreibt ein halbwegs legales und erfolgreiches Bauunternehmen. Eines Tages stehen zwei Russen in seinem Büro und machen ihm unmissverständlich klar, dass sie sein Geschäft übernehmen werden. Nachdem sie zur Verdeutlichung ihrer Absicht sein Haus abbrennen, taucht Viktor unter und muss sich fragen welcher seiner alten Freunde ihm an den Kragen will.

 

Nach ein paar kurzen einleitenden Worten ist man sofort in der Geschichte gefangen. Auf Nebenstränge wird weitestgehend verzichtet. Auch die Einführung der Charaktere wird schnell und effizient abgearbeitet. Damit erzeugt Matti Rönkä ein hohes Tempo und umgeht, dass sich der Leser bei dem sehr einfach gehaltenen Plot zu langweilen beginnt.

Getragen wird das Buch ganz klar von den beiden gegensätzlichen aber trotzdem interessanten Figuren des Ex-Soldaten Viktor Kärppä und des Polizisten Korhonen. Sie leisten sich so manches humorvolle Wortgefecht.

Der etwas untypische Krimi erscheint in Teilen wie ein melancholischer Roadmovie gespickt mit einem sehr feinen Humor, der aber trotzdem durchgängig spannend bleibt.

 

Zusammengefasst

Ein effizient gehaltener Skandinavien-Krimi von Matti Rönkä, der ohne Leichen und schwedischen Schwermut auskommt.

 

Aus der Redaktion

Ähnlicher Autor: Yrsa Sigurðardóttir

Ähnliches Buch: Der Finne – Taavi Soininvaara

Interessanter Fakt: Russische Freunde ist der dritte Roman Rönkäs mit dem Protagonisten Viktor Kärppä.

Apr. 15

Tom Rob Smith – Agent 6

 

Tom Rob Smith - Agent 6

Tom Rob Smith – Agent 6

Nach „Kind 44“ und „Kolyma“ ist dies der dritte und (wahrscheinlich) letzte Roman mit der Figur des Leo Demidow.

 

Zum Buch

Die Frau des ehemaligen KGB Agenten Leo Demidow wird 1965 auf einer Auslandsreise in Amerika erschossen. Die von den USA und Russland veröffentliche Geschichte über verschmähte Liebe glaubt der ehemalige Agent nicht. Doch von seinem Regime erhält er keine Antworten und nach Amerika kann er nicht ausreisen.

 

Ausführlichkeit ist ein Wort, das dieses Buch vielleicht am besten beschreibt. Fast 650 Seiten nimmt sich Smith Zeit, um die Geschichte über Liebe und Verrat an den Menschen und den jeweiligen Ideologien zu erzählen. Der Autor gibt Einblicke in die Stalinistische Welt Russlands im Jahre 1950 während 1965 die Rassenunruhen in Amerika beschrieben werden. Schließlich wird noch 1980 der Einmarsch der Russen in Afghanistan und die Rolle Amerikas als Handlungsort genutzt.

Alle drei Handlungs- und Zeitrahmen sind gesellschaftlich und politisch sehr interessant gewählt – durch die Ausführlichkeit des Autors fehlt diesem Buch aber Tempo und damit Spannung. Die Bezeichnung „Thriller“ weckt beim Leser diesbezüglich falsche Hoffnungen. Man sollte sich darauf einstellen einen „Roman“ zu lesen. Vor diesem Hintergrund kann man die Charaktere und ihre detaillierten geschichtlichen Rückblicke vielleicht besser genießen. Leider rauben die radikalen Zeitsprünge jegliche Spannung. Um zur Antwort der Frage „Was geschah wirklich in Amerika?“ zu kommen muss man viel Geduld und Zeit aufbringen.

 

Zusammengefasst

Ein epischer Thriller, der mehr mit historischer Geschichte als mit Tempo und Spannung punkten kann.

 

Aus der Redaktion

Ähnlicher Autor: Jo Nesbo

Ähnliches Buch: Roter Zar – Sam Eastland

Interessanter Fakt: Die Romanfigur des Sängers Jesse Austin basiert auf dem Sänger und Bürgerrechtler Paul Robeson.

Musikempfehlungen aus der Redaktion:

Apr. 10

Donald Ray Pollock – Das Handwerk des Teufels

Donald Ray Pollock - Das Handwerk des Teufels

Donald Ray Pollock – Das Handwerk des Teufels

Pollocks Debütroman belegte beim Deutschen Krimipreis 2013 den dritten Platz in der Kategorie International.

 

Zum Buch

Der Junge Arwin muss in den 50ern Jahren miterleben, wie seine Mutter sehr langsam vom Krebs aufgefressen wird und sein Vater in einen religiösen Wahn verfällt. Nach dem Tod der Eltern wird Arwin von seiner Großmutter aufgezogen. Als Teenager begeht das andere Pflegekind seiner Großmutter Selbstmord und Arwin hat eine schlimme Ahnung, warum sich das junge Mädchen getötet hat. Zur gleichen Zeit ist ganz in der Nähe von Arwin ein Pärchen unterwegs, das Tramper tötet, um sie danach in obskuren Posen zu fotografieren.

 

Das ganze Leid der Menschheit scheint sich im mittleren Westen der USA eingefunden zu haben. Geballt kommt es daher, das traurige Schicksal von Menschen. Nicht eine Figur in diesem Buch hat eine positive Lebenserfahrung zu berichten. Dabei sind die Figuren wunderbar intensiv und lebensnah gezeichnet und man würde sich als Leser über die eine oder andere positive Entwicklung freuen, aber der Autor kennt kein Erbarmen. Die handelnden Personen müssen durch die Untiefen von falschem Gottesglauben, Schicksalsschlägen, purer Boshaftigkeit und brutaler Gewalt waten ohne Aussicht auf Besserung.

Die Handlung gibt jeder Figur genügend Platz, um ihre Geschichte zu erzählen. Dementsprechend springt sie je nach Perspektive hin und her. Man hat als Leser aber keinerlei Probleme ihr dabei zu folgen. Ob man es bei all dem Leid will, ist eine andere Frage.

Die Sprache bleibt neutral, kalt und emotionslos und passt damit perfekt zu der morbiden Stimmung des Buches und der Figuren. Trotz dieser Kälte und Emotionslosigkeit wird man als Leser tief in die Geschichte hineingezogen. Weil man, einem „Gaffer“ gleich, sein Blick nicht vom Schicksal dieser Menschen lassen kann.

 

Zusammengefasst

Ein intensives Buch, das einen tief in den Schlund menschlicher Abgründe mitnimmt.

 

Aus der Redaktion

Ähnlicher Autor: David Peace

Ähnliches Buch: Bevor ich verbrenne – Gaute Heivoll

Interessanter Fakt: Der Autor wuchs in der im Buch vorkommenden Stadt Knockemstiff auf. Heute ist sie eine so genannte Geisterstadt.

Musikempfehlungen der Redaktion

Album

Apr. 07

Karin Slaughter – Belladonna

 

Karin Slaughter - Belladonna

Karin Slaughter – Belladonna

Die kurze Inhaltsangabe auf der Rückseite des Buches überzeugte mich sofort.

 

Zum Buch

Die Kinderärztin Sara Linton findet auf der Toilette eines Diners eine blutende Frau. Ihr wurde mit einem Messer tief in den Oberkörper ein Kreuz geschnitten. Trotz aller Bemühungen der Ärztin stirbt die junge Frau. Die Brutalität dieses Verbrechens erschüttert die kleine Stadt in der Sara lebt. Ein paar Tage später findet Sara eine nackte und geschundene Frau in einer gekreuzigten Pose auf der Motorhaube ihres Autos drapiert.

 

Der Debütroman von Karin Slaughter hat alles, was ein guter Thriller braucht. Starke und überzeugende Charaktere. Eine Handlung, die genügend Kniffe aufweist um die Spannung nicht zu verlieren und er ist einfach, gut und flüssig geschrieben.

Belladonna ist der Auftakt einer ganzen Reihe von Büchern mit den Charakteren Sara Linton, ihrem Ex-Mann Jeffrey Tolliver  und Lena Adams – beide bei der Polizei tätig. Schon in diesem ersten Buch sind die handelnden Personen so überzeugend geschildert, dass man als Leser mitfiebert und mit den Figuren leidet. Die Hintergrundgeschichten sind ausführlich und tiefgründig genug, um die Charaktere und deren Handeln zu verstehen.

Karin Slaughters Schreibstil ist so überzeugend, dass man fast den Eindruck gewinnt, man stehe selber auf der Straße dieser Kleinstadt mitten im Süden der USA. Sehr bildgewaltig ist die Sprache, aber bis auf ein paar kleine Ausnahmen nicht übertrieben oder ausufernd. Vielleicht nicht nach jedermanns Geschmack sind die sehr ausführlich geschilderten Autopsien.

Dasselbe gilt auch für die Brutalität in diesem Buch. Oft werden die Morde sehr detailliert beschrieben. Dabei wird nicht einfach plump erzählt, sondern medizinisch nüchtern erläutert. Manchmal wird es dem Leser überlassen das angedeutete selbst zu Ende zu denken. So oder so bietet dieses Buch Schockmomente, die ihn aus der Masse der Thriller herausheben. Die Autorin vermeidet dabei, nicht wie ein billiger Horrorfilm zu wirken. Trotzdem muss man festhalten, dass dies kein Buch für schwache Nerven ist.

 

Zusammengefasst

Trotz aller Brutalität ein gelungenes Thrillerdebüt von Karin Slaughter, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

 

Aus der Redaktion

Ähnlicher Autor(in): Cody McFadyen

Ähnliches Buch: Die Chirurgin – Tess Gerritsen

Interessanter Fakt: Alle Romane von Karin Slaughter spielen US Bundesstaat Georgia.

März 31

Die Redaktion zum Thema Tierkrimi

Nachdem Glenkill und Tartufo so erfolgreich verlegt wurden, ist die  Krimipresse auf das kleine aber mit loyaler Leserschaft gesegnete Genre des Tierkrimis aufmerksam geworden und fragte sich, was einen Tierkrimi so besonders macht. Ein Krimi ist ein Krimi, oder nicht? Sind Tierdetektive ihren menschlichen Kollegen ähnlich oder sogar gleichgestellt? Spielt es eine Rolle, welches Tier die Rolle des Detektivs einnimmt?

Nachdem wir mehrere Werke dieses kleinen Genres unterschiedlicher Couleur gelesen haben, ergaben sich einige interessante Antworten.

Grundsätzlich unterscheiden sich beide Detektivarten natürlich darin, dass einer Mensch ist und mit anderen Menschen sprechen kann – und der andere vielleicht nur alles versteht, dafür aber besonders gut riecht oder sieht.

Die tierischen Kollegen haben je nach Tierart tierische Vorteile oder Handicaps. Der Nachteil ist meistens, dass sie den Menschen nicht mitteilen können, was sie beispielsweise riechen können (eine Lüge u.a.). Einige Tiere sind nachtaktiv und können im Dunkeln hervorragend sehen, welches ihnen bei der Ermittlung geheimer Vorgänge einen gewissen Vorteil verschafft.

Verhöre werden meisten belauscht, denn Tiere verstehen selbstverständlich die Menschen. Meistens verstehen sie sich auch untereinander. Insgesamt sind tierische Ermittler doch sehr menschlich (dementsprechend ermitteln sie sehr menschlich), allerdings cleverer. Eine schöne Ausnahme ist Glenkill. Dort sind Tiere nicht intelligenter als Menschen.

Wir Menschen werden oft als etwas langsam im Denken und Handeln dargestellt – bis auf Rita Mae Brown; für sie sind alle Guten clever und alle Bösen einfach gestrickt.

Wie weit die Autoren ein alter ego erschaffen, ist schwer zu sagen. In Tartufo spiegelt das Trüffelschwein auf jeden Fall den Autor wider.

Zumeist sind es eher die eigenen Haustiere der Autoren oder tierische Lieblinge, denen menschliche Eigenschaften angedichtet werden. Rita M.  Brown schreibt ihre Bücher ja offiziell mit ihrer Katze.

 

Die Autorin Lilian Jackson Braun (Die Katze, die rückwärts lesen konnte, Erstes Buch der Reihe um Kater Koko, als TB 2008 in DL erschienen) hatte selbst eine Katze. Sie hatte als PR-Journalistin und freie Autorin gearbeitet. Ihre eigene Siamkatze verstarb plötzlich und Mrs Jackson fragte sich stets, ob es wirklich ein Unfall gewesen ist.

Ein Weg der emotionalen Aufarbeitung war für sie eine kriminalistische Kurzgeschichte zu schreiben, dies ist er Anfang ihrer Reihe von Katzenkrimis.

Rita Mae Brown (Autorin von „Eine Maus kommt selten allein“); gibt auf die Frage nach dem Charakter ihrer Katzendetektivin Mrs Murphy folgende Antwort:

RITA MAE BROWN: Well, it’s not anything she does differently. She’s just smarter than any of the humans.

Laut Mrs Brown sind Katzen sehr viel klüger als Menschen, sie sind scharfsinniger, können höher springen als wir und Katzen haben keine Vorurteile so wie wir Menschen. Rita lebt auf einer Farm mit elf Katzen und fünf Hunden und zahlreichen anderen Tieren.

Rita Mae Brown: Loves Cats, Hates Marriage – TIME http://content.time.com/time/arts/article/0,8599,1723482,00.html#ixzz2vH5UMAv2

 

Neben einigen Exoten wie Gänsen oder Schafen sind vor allem Katzen und Hunde die Helden im Genre Tierkrimi. Obwohl dieses Genre im Vergleich zu allen erscheinenden Krimis nur einen Bruchteil ausmacht, verfügen sie über eine feste Fangemeinde. In Deutschland erscheinen nach einer Schätzung der bei Amazon erhältlichen Krimis etwa 3 Promille als Tierkrimi. In den USA und Großbritannien sind es sogar weniger (UK: 1,8 Promille, USA: 1 Promille).

Trotz des kleinen Anteils gibt es einige Klassiker wie Glenkill, die in vielen Ländern erschienen sind und auch Leser außerhalb des Genres begeistern.

 

Fazit:

Wer einmal einen ganz anderen Krimi erleben möchte, sollte sich trauen und einem Hund oder einer Katze über die Schulter schauen. Zwar sind die Fälle oft sehr seicht, folgen einer einfachen Handlung mit einfachen Charakteren, doch sie versprechen Abwechslung und so manches Mal mindestens ein Schmunzeln.

 

Den Tieren werden besondere Eigenschaften unterstellt, die im Charakter alle menschlich sind. Und eines haben alle gemeinsam, sie sind unheimlich aufgeweckt und äußerst mitteilungsbedürftig.

Fans dieser Krimis können ihrem Hobby nachgehen und gleichzeitig ihre Lieblinge in Aktion erleben. Vielleicht macht dies den besonderen Reiz eines Krimis aus, in dem man den Mörder schon mal am Geruch erkennt.

Abschließend die Frage an Sie liebe Leser: Warum lesen sie gern einen Krimi, in dem der Ermittler vermutlich nicht auf zwei Beinen geht?

 

 

Aus der Redaktion

Felidae, Akif Pirincci

Glennkill, Leonie Swann

Tartufo, Wolfgang Zdral

Eine Maus kommt selten allein, Rita Mae Brown

 

 

 

März 30

J.F. Englert – Der Schnüffler

J.F. Englert - Der Schnüffler

J.F. Englert – Der Schnüffler

J.F. Englert lebt wie seine Romanfigur Harry mit Hund und Familie in New York.

Zum Buch

Randolph ist ein Labradorrüde, der mit seinem Herrchen Harry in New York lebt. Als Harry Zeuge eines mysteriösen Todesfalles wird, ist es Randolph, der die richtigen Schlüsse zieht. Jetzt muss er nur noch einen Weg finden Harry auf die richtige Spur zu bringen.

 

Bei Krimis mit tierischen Ermittlern stellt sich den Autoren fast immer die Frage, wie intelligent stelle ich meinen Ermittler da? Sprich, wie viel Ermittlungsarbeit übernimmt das Tier und wie viel der Mensch?

In „Der Schnüffler“ ist der Ermittler ein sehr von sich selbst überzeugter Hund. Ein Hund mit typischen New Yorker Allüren. Er ist klüger als seine Artgenossen und natürlich auch als sein Herrchen. Damit entspricht er fast gänzlich dem Klischee des tierischen Ermittlers und übernimmt die Führung in diesem Buch. Seiner guten Nase und seinem wachem Verstand muss der Leser folgen.

Der altkluge Randolph und sein melancholisches Herrchen Harry sind dabei durchaus symphytische Figuren. Auch die Nebenrollen sind überzeugend aufgebaut. Wenn es ihnen auch ein wenig an Tiefe fehlt. Recht eindeutig hat sich der Autor auf seinen intelligenten Hund als Mittelpunkt des Buches festgelegt. So stehen fast zwangsläufig alle anderen Figuren in dessen Schatten.

Die Story selbst liest sich wie eine Mischung aus Geschichten von Sherlock Holmes und Alfred Hitchcock. Anspielungen auf den Film das Fenster zum Hof sind unverkennbar. Dieser Mix ist aber durchaus gelungen. Wenn auch gegen Ende der Cliffhanger um Randolphs verschwundenes Frauchen etwas zu gezwungen wirkt.

Englerts Schreibstil ist einfach, aber er weiß mit Charme und Humor zu überzeugen. So gibt es neben den Spannungselementen durchaus gelungene Situationskomik.

 

Zusammengefasst

Ein kurzweiliger Hundekrimi.

 

Aus der Redaktion

Ähnlicher Autor: Spencer Quinn

Ähnliches Buch: Bernie & Chet – Spencer Quinn

Interessanter Fakt: Der zweite Fall von Randolph und Harry erschien unter dem Titel „Kaltschäuzig“.

März 25

Dorothy L. Sayers – Aufruhr in Oxford

Dorothy L. Sayers - Aufruhr in Oxford

Dorothy L. Sayers – Aufruhr in Oxford

Dorothy L. Sayers zählt neben Agatha Christie zu den ersten und großen englischen „Crime-Ladies“.

 

Zum Buch

Harriet Vane ist eine erfolgreiche Krimiautorin, die zu einem ehemaligen Treffen an ihrer Universität Oxford eingeladen wird. Dort wird ihr ein Drohbrief zugesteckt, den sie als Scherz abtut. Doch als sich die merkwürdigen Vorkommnisse an der nur für Frauen zugelassenen Universität häufen, bittet sie ihren Bekannten Lord Peter Wimsey, sich mit ihr auf die Suche nach der Übeltäterin zu begeben.

Man sollte beim Begriff „Englischer-Krimi-Klassiker“ tunlichst vermeiden, einen Agatha Christie Roman zu erwarten. Im Vergleich zu Agatha Christie, die für ihre überraschenden Plots geliebt wird, liegt die Stärke von Sayers in der gesellschaftlichen Beobachtung. So läuft der Kriminalfall meist nebenher in diesem Buch. Dafür erfährt man sehr viel über das Leben und die gesellschaftlichen- und politischen Ansichten der Menschen in den 30’er Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts. Die Rolle der Frauen in der Gesellschaft und Wissenschaft werden oft und ausgiebig diskutiert. Dadurch ist die Grenze zwischen Kriminal- und Gesellschaftsroman sehr fließend in diesem Buch. Das bedeutet für den Leser, dass die Spannung auf Sparflamme gehalten wird. Das Buch scheut sich nicht einige Längen zu gehen. Neben der Rolle der Frau werden auch die Themen Literatur, Liebe, Herz und Verstand ausgiebig diskutiert.

Die geheimnisvollen Vorkommisse an der Universität erscheinen aus heutiger Krimi-Sicht eher harmlos und der Plot ist recht einfach gestrickt. Dafür wird man mit sprachlichem Geschick und einem Blick in die Vergangenheit belohnt.

 

Zusammengefasst

Ein Klassiker des englischen Krimis der seine Stärke in der gesellschaftlichen Beobachtung hat.

Aus der Redaktion

Ähnlicher Autor: Agatha Christie

Ähnliches Buch: Die Schattenhand – Agatha Christie

Interessanter Fakt: Dies ist der zehnte Fall mit der Figur des Lord Peter Wimsey.

Verfilmungen:

Hörbuch Empfehlung:

März 21

Karin Bergrath – Tod im Anflug

Karin Bergrath - Tod im Anflug

Karin Bergrath – Tod im Anflug

Nach etlichen Hunden und Katzen ermittelt in diesem Tierkrimi ein Gänserich. 

Zum Buch

Der Reiher Neptunus wird tot von seinen geflügelten Artgenossen aufgefunden. Da sich niemand das zerfranste Loch in seiner Brust erklären kann, bietet der junge Gänserich Tom an nach Erklärungen zu suchen. Tom sieht sich mit den Menschen des angrenzenden Campingplatzes im Fernsehen gerne CSI und Magnum an. Mit diesem dort erworbenen Wissen fühlt er sich für diese Ermittlung bereit. Kurz darauf wird ein Campingplatzbewohner tot in einem Müllcontainer gefunden. Tom beginnt sich zu fragen, ob beide Fälle miteinander in Verbindung stehen.

 

Sind es sonst eher Katzen und Hunde, die in Tierkrimis ermitteln, ist es in diesem Buch eine Gans, die sich anschickt ein Verbrechen zu lösen. Der Fernsehkrimi-Fan Tom ist eine liebenswerte Figur, die den menschlichen Ermittlern immer einen Schritt voraus ist. Denn wie in vielen Tierkrimis ist es auch hier üblich, dass die verschiedenen Tierarten miteinander kommunizieren können. Außerdem verstehen die Tiere die Sprache der Menschen. Das erleichtert Tom seine Suche nach dem Mörder erheblich und macht ihn zu einem Abhörspezialisten.

Die Tiere, ebenso wie die Menschen, sind aber insgesamt etwas zu eindimensional gehalten. Das hat zur Folge, dass selbst die vermeintlich „bösen“ Figuren irgendwie noch nett wirken. Ebenso ist die Sprache der Autorin einfach gehalten. Kurze Sätze prägen das Sprachbild. So könnte man dieses Buch auch ohne schlechtes Gewissen in die Kinder- und Jugendabteilung einer Buchhandlung stellen. Denn obwohl die Story mit Drogengeschäften und Mord zu tun hat, wirkt sie wie ihre Hauptfiguren einfach nur nett und manchmal belanglos.

 

Zusammengefasst

Ein um Spannung bemühter Gänsekrimi ohne das gewisse Etwas.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Moritz Matthies

Ähnliches Buch: Ausgefressen – Moritz Matthies

Interessanter Fakt: Der zweite Fall für Gänserich Tom erschien unter dem Namen „Mord im Tiefflug“.

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