März 17

Martin Walker – Bruno, Chef de police

Martin Walker - Bruno, Chef de police

Martin Walker – Bruno, Chef de police

Dieses Buch ist der Auftakt zu einer großartigen Krimireihe mit Bruno, Chef de police.

 

Zum Buch

Bruno ist in der kleinen und beschaulichen Stadt Saint-Denis der Chef de police. Sein sonst so geruhsames Arbeits- und Privatleben kommt durcheinander als die Leiche des alten Hamit gefunden wird. Der Mann wurde bestialisch getötet und mit einem Hakenkreuz verunstaltet. Schnell gerät die dörfliche Balance durcheinander, denn sowohl die überregionale Polizei wie auch die Politik schalten sich in die Ermittlungen ein.

 

Martin Walker ist ein bemerkenswerter Roman gelungen. Scheinbar mühelos bringt er ein heikles politisches Thema wie den Nationalsozialismus und das französische Lebensgefühl unter einen Hut. Geschickt vermeidet es Walker in Klischees zu verfallen und gibt seinen Figuren genügend Ecken und Kanten um durchgängig glaubwürdig zu bleiben.

Neben den Ermittlungen im Mordfall nimmt sich der Autor Zeit, um seine Wahlheimat das Périgord zu beschreiben. Man muss sich als Leser also darauf einstellen, dass auch immer mal wieder die Landschaft hervorgehoben und die kulinarische Vielfalt gepriesen wird. Doch das stört nicht weiter, denn Walkers sprachliches Geschick führt den Leser sehr kurzweilig durch diesen Roman.

Neben dem französischen Lebensgefühl sind es die Grautöne der Gesellschaft, die in diesem Roman beleuchtet werden. Es gibt eben doch nicht nur Gut oder Böse auf der Welt. Denn dieser Krimi ist tiefschichtiger als es den Anschein hat.

 

Zusammengefasst

Ein kurzweiliges Lesevergnügen, nicht nur für Frankreichfans.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Donna Leon

Ähnliches Buch: Bretonische Verhältnisse – Jean-Luc Bannalec

Interessanter Fakt: Martin Walker arbeitete als Journalist 25 Jahre für die britische Tageszeitung „The Guardian“.

März 12

Wolfgang Zdral – Tartufo

Wolfgang Zdral - Tartufo

Wolfgang Zdral – Tartufo

Warum soll nicht mal ein Trüffelschwein einen Kriminalfall lösen?

 

Zum Buch

Der Besitzer von Trüffelschwein Leonardo wurde ermordet. Dieser war im Besitz einer legendären Trüffelkarte, die nun verschwunden ist. Um die Karte zu finden, müssen sich Leonardo und seine tierischen Freunde auf eine musikalische „Schnitzeljagd“ begeben. Zeitgleich kommen sie dem Mörder und einem großen Familiengeheimnis auf die Spur.

 

Wenn man einen Beweis sucht, dass Autoren von Tierkrimis ein tierisches „Alter Ego“ von sich erschaffen, dann wird man hier fündig. Im Klappentext wird der Autor als Krimifan, Opernliebhaber, bekennender Genießer und leidenschaftlicher Hobbykoch beschrieben, der die hohe Kunst des Trüffelsuchens kennengelernt hat. Voilá – sie haben die Beschreibung von Leonardo dem Trüffelschwein. Zugegeben, Leonardo kocht nicht selbst. Aber mit den hier erwähnten Gerichten kann man durchaus ein Kochbuch füllen.

Die weiteren Vorlieben des Autors (oder Leonardos) erhalten in diesem Buch ebenfalls genügend Platz: Wein und Verdis Opern. Dies alles in Verbindung mit einem Mord, einer Schnitzeljagd und einem dunklen Familiengeheimnis hätte ein durchaus spannendes Buch werden können.

Doch so einfach funktioniert es eben dann doch nicht. Zum einem kommen Leonardo und seine Freunde viel zu menschlich daher. Durch den häufigen Weingenuss , Opernhören und das Philosophieren über das Leben vergisst man fast, dass es sich um Schweine handelt. Verstörend wirkt aber vor allem Leonardos sexuelles Verlangen nach seinem Frauchen. Dass er ihr über den Oberschenkel leckt und ihr während sie schläft einen Zungenkuss gibt, ist des Guten dann doch etwas zu viel. Zum anderen wirkt die Schnitzeljagd zu gekünstelt um glaubhaft zu wirken.

Überzeugend hingegen sind die menschlichen Figuren und die wortreiche Sprache des Autors. Diese ist an manchen Stellen etwas zu ausschweifend, findet aber immer wieder rechtzeitig in die Spur zurück. Auch die Story kann im Großen und Ganzen überzeugen – lässt man die Schnitzeljagd mal außen vor. So ist es am Ende ein Krimi über menschliche Gelüste, die teilweise von einem Schwein exerziert werden.

 

Zusammengefasst

Die tierische Hauptfigur ist in diesem Krimi erschreckend menschlich.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Carsten Sebastian Henn

Ähnliches Buch: Tod & Trüffel – Carsten Sebastian Henn

Interessanter Fakt: Tartufo ist eine italienische Eisspezialität, die den Trüffelpralinen nachempfunden ist.

März 10

Andrew Vachss – Der Fahrer

Andrew Vachs - Der Fahrer

Andrew Vachs – Der Fahrer

Ein Buch über einen Fluchtfahrer, der wenig Worte braucht; klang spannend für mich.

 

Zum Buch

Eddie ist ein etwas zurück gebliebener Fluchtfahrer. Im Gefängnis lernt er J.C. kennen, der Eddies Loyalität und Fahrkünste sehr schätzt. So wird Eddie Mitglied in J.C.’s Gang.

 

Der Plot in diesem Buch ist sehr klein gehalten. Mehr Wert hat der Autor ganz offensichtlich auf die ruhige Atmosphäre und die tragische Figur des Eddie gelegt. In kurzen und knappen Sätzen erzählt Eddie aus seinem Leben und den damit verbundenen Verbrechen. Der abgehackte Schreibstil passt perfekt zu Eddies naivem Gemüt. Mit diesem Stilmittel schafft es der Autor der Figur Eddie mit wenigen Worten sehr viel Tiefe zu verleihen. So leidet man als Leser still mit, wenn sich Eddie mal wieder ganz einfach täuschen lässt und ist berührt, wenn er sich über die Kleinigkeiten des Lebens freut. Auch die übrigen Personen sind überzeugend dargestellt, so dass man über die Ereignisarmut des Buches hinwegsehen kann.

Die kurzen Kapitel halten das Tempo hoch und tragen ebenfalls dazu bei, die dürftige Handlung zu tragen. Dabei schafft es der Autor eine Film Noir Atmosphäre zu kreieren die den Leser ohne große Mühe in die richtige Stimmung für den Genuß dieses Buch versetzt.

 

Zusammengefasst

Ein kurzer aber intensiver Blick in die Welt eines tragischen Anti-Helden.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Don Winslow

Ähnliches Buch: Driver – James Sallis

Interessanter Fakt: Andrew Vachss ist Hauptberuflich als Anwalt tätig und vertritt ausschließlich Kinder und Jugendliche

März 06

Rita Mae Brown – Eine Maus kommt selten allein

Rita Mae Brown - Eine Maus kommt selten allein

Rita Mae Brown – Eine Maus kommt selten allein

Rita Mae Brown ist eine der erfolgreichsten Katzenkrimi -Autorinnen weltweit.

 

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Die Tigerkatze Mrs. Murphy und ihre zwei tierischen Freundinnen sind während einer Pferdeschau auf der Suche nach einem Mörder und einer gestohlenen Brosche. Für die zwei Katzen und die Hündin stellt sich die Frage, ob der Mord an dem mexikanischen Stallarbeiter etwas mit dem Menschenhandel an der mexikanischen Grenze zu tun hat.

 

„Eine Maus kommt selten allein“ ist der fünfzehnte Roman von Rita Mae Brown rund um die Tigerkatze Mrs. Murphy. Der spannendste in dieser Reihe dürfte dieses Buch wohl nicht sein. Dafür präsentiert es sich insgesamt zu farb- und emotionslos.

Trotz eines Mordes und einem Diebstahl will einfach keine Spannung aufkommen; Seite um Seite vergehen dagegen mit Beschreibungen von stattlichen Pferden, deren Zucht eingebettet in hölzerne Dialoge der Hauptfiguren. Die Dialoge sind so farblos wie die vermeintliche Suche nach dem Mörder.  Die Geschichte um Mord und Diebstahl plätschert einfach nur langsam vor sich hin. Fast scheint es so, als ob die handelnden Figuren gar kein Interesse daran hätten den Fall zu lösen. Überraschende Wendungen fehlen gänzlich. Neben der fast nicht vorhandenen Kriminalgeschichte ist auch die Liebesgeschichte um den weiblichen Hollywoodstar und einem der Pferdezüchter sachlich, nüchtern und emotionslos. Die Menschen sind generell, ebenso wie die Tiere, überraschend eindimensional dargestellt.

So wird es dem Leser schwer gemacht Emotionen für die einzelnen Figuren und deren Schicksal zu entwickeln. Auch der melodramatische Showdown lässt Leser und die Hauptfiguren nur mit den Schultern zucken und denken „na und?“.

 

Zusammengefasst

Ganz viele Katzen, Hunde und Pferde aber weit und breit keine Spannung.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Helen & Morna Mulgray
Ähnliches Buch: Die Teneriffa-Connection – Helen & Morna Mulgray
Interessanter Fakt: Rita Mae Brown gibt bei all ihren Katzenkrimis ihre Katze als Co-Autorin an.

März 03

Fred Vargas – Die Nacht des Zorns

Fred Vargas - Die Nacht des Zorns

Fred Vargas – Die Nacht des Zorns

Die Nacht des Zorns wurde 2012 von der KrimiZeit-Bestenliste zum Krimi des Jahres gewählt.

 

Zum Buch

Kommissar Adamsberg folgt der Legende des „wütenden Heeres.“ Diese besagt, dass vier Menschen sterben müssen, deren Verbrechen noch nicht gesühnt wurden. Der Kommissar vermutet, dass ein sehr weltlicher Mörder sich die Legende zu nutzen macht, um seine Morde zu begehen.

 

Die Figuren von Fred Vargas kann man wohl am besten mit dem Wort skurril beschreiben. Jede Figur in dieser Geschichte hat so seine Eigenart. Auf jede dieser Eigenart wird in der einen oder anderen Art und Weise eingegangen. So erscheinen die Figuren auf den ersten Blick vielleicht etwas ungewöhnlich – dennoch umso lebensnaher.

Die Story ist auf drei Fälle aufgeteilt, die der Kommissar lösen muss. Zum einem gilt es die Morde des „wütenden Heeres“ zu klären. Außerdem will der Polizist verhindern, dass ein junger Brandstifter zu unrecht für einen Mord verhaftet wird und schließlich gilt es einen Taubenquäler in Paris zu finden. Alle drei Geschichten verlaufen parallel, aber bis auf die des Heeres ist keine wirklich spannend. Dies hat zur Folge, dass manche Passagen dieses Buches doch sehr seicht vor sich hintropfen. So wie die Ermittlungsmethoden des Kommissars. Aber gerade dieses Gemütliche macht unter anderem den Charme dieses Buches aus.

Das sprachliche Geschick und der feine Humor der Autorin tragen den Leser aber sehr gekonnt von Seite zu Seite. So dass es trotz einiger Längen zu einem kurzweiligen Lesevergnügen kommt.

 

Zusammengefasst

Trotz einiger Längen ist der achte Band mit Kommissar Adamsberg ein kurzweiliges Lesevergnügen.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Martin Walker

Ähnliches Buch: Bruno, Chef de police – Martin Walker

Interessanter Fakt: Fred Vargas ist der Künstlername der französischen Schriftstellerin, Historikerin, Mittelalterarchäologin und Archäozoologin Frédérique Audoin-Rouzeau.

Feb. 20

Hjorth & Rosenfeldt – Die Frauen, die er kannte

Hjorth & Rosenfeldt - Die Frauen die er kannte

Hjorth & Rosenfeldt – Die Frauen die er kannte

Ich hatte eine lange Zugfahrt vor mir und habe mir, ohne groß nach zu denken, das dickste Buch mit 700 Seiten aus dem Krimiregal geschnappt. Ich kannte die Autoren nicht und habe auch auf den Inhalt nicht sonderlich geachtet. So einfach kann es manchmal sein.

 

Zum Buch

In Stockholm sind drei Frauen auf dieselbe Art und Weise getötet worden. Kommissar Höglung und sein Team erkennen sofort die Ähnlichkeit mit den Morden von Edward Hinde. Dieser sitzt verurteilt hinter Gittern. Ein Nachahmungstäter scheint unterwegs zu sein. Trotz vieler Bedenken entschließt sich das Ermittlerteam den Kriminalpsychologen Sebastian Bergman zu den Ermittlungen hinzuzuziehen. Schließlich konnte er Hinde damals als Täter überführen.

Nachdem ein viertes Opfer gefunden wird, wird klar, dass Bergman die Opfer kannte und dass Edward Hinde irgendwie seine Finger mit im Spiel hat.

 

Dieses Buch hat zwei Probleme:

1. Die Figur des Sebastian Bergman ist so unsympathisch angelegt, dass es einem schwer fällt, eine emotionale Bindung zu ihm aufzubauen. Darum liest man viele Teile des Buches, ohne mit der Figur zu leiden.

Leider sind auch alle anderen Charaktere nicht viel sympathischer. Man erfährt zwar viel über die Lebensgeschichten und Probleme, aber es fällt schwer echtes Interesse zu entwickeln. Ungefähr so, als würde man im Aufzug ein Gespräch über fremde Personen verfolgen, aber schon beim Aussteigen das ganze wieder vergessen haben. So verhalten sich die Charaktere in diesem Buch klischeehaft und manchmal gewinnt man den Eindruck, so dumm kann noch niemand agieren. Wer mit wem und warum geschlafen oder sich gestritten hat, lenkt irgendwann zu sehr von der Handlung ab. Und das bringt uns zu Problem Nummer zwei.

2. Die Handlung ist viel zu vorhersehbar.

Wer regelmäßig Krimis liest, bekommt schon früh eine Ahnung, worauf das ganze hinaus läuft. Bereits in der Mitte des Buches werden die Zusammenhänge aufgelöst. Dann wird versucht ein spannendes Duell aufzubauen zwischen den Erzfeinden Hinde und Bergman. Aber das funktioniert nicht, weil keine Spannung aufkommen will. Auch bei den gestreuten Überraschungen schüttelt man eher den Kopf als sich zu freuen. Schwächen in der Handlung werden durch persönliche Geschichten übertüncht. Das macht das Buch leider lang und zäh.

Dies ist schon der zweite Fall des Psychologen Sebastian Bergman und so wie das Ende gestaltet ist, müssen wir wohl damit rechnen, wieder von ihm zu lesen.

 

Zusammengefasst

Nichts Neues aus Schweden, irgendwie hat man das alles schon mal gelesen. Nur besser.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Camilla Läckberg

Ähnliches Buch: Später Frost – Roman Voosen

Interessanter Fakt: Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt sind in ihrer schwedischen Heimat erfolgreiche Drehbuch Autoren.

Verfilmung: Sebastian Bergman – Spuren des Todes

Feb. 18

David Morrell – Creepers

David Morrell - Creepers

David Morrell – Creepers

David Morrell ist der literarische Erfinder der Figur John Rambo und gilt außerdem als ein Vorreiter des modernen Actionthrillers.

 

Zum Buch

 

Frank Ballenger ist Reporter und will einen Artikel über Menschen schreiben die in alte und verlassene Gebäude eindringen, um sie zu erkunden – so genannte Creepers. Mit einem Geschichtsprofessor und drei seiner ehemaligen Studenten begibt er sich darum nachts in ein ehemaliges Luxushotel. Auf den ersten Blick scheint alles gut erhalten zu sein. Doch schnell müssen sie feststellen, dass dieses Hotel einsturzgefährdet und was noch viel schlimmer ist: sie sind nicht allein.

 

So einfach die Geschichte über fünf Menschen nachts in einem Hotel auch klingen mag, so spannend ist sie geschrieben. Morrell schafft es von Beginn an eine atmosphärische Dichte zu erzeugen, die einem das Gefühl gibt, man steht mit den Figuren im dunklen Hotel und atmet die staubige Luft ein.

Aber nicht nur die wunderbar beschriebene Atmosphäre im Hotel macht die Spannung aus. Der Autor hat großes Geschick darin bewiesen, Dortmunder2011 der Handlung in genau dem richtigen Moment eine neue Wendung zu geben. Man weiß als Leser nie, was hinter der nächsten Ecke auf einen wartet. Dass man bei jedem Schritt der Figuren im Hotel, mitzittert macht die Spannung fast unerträglich.

Gut gemacht ist auch das ansteigende Tempo in diesem Buch. Bewegen sich die Personen und der Autor am Anfang noch zaghaft durch dieses Hotel, so nimmt das Buch mit jedem neuen Ereignis an Fahrt auf. Bis zum leider etwas zu hollywoodlastigen Finale.

Die Figuren sind in dieser Geschichte teilweise etwas oberflächlich angelegt, aber sie handeln durchaus ihrem Charakter entsprechend. Somit sei dem Autor verziehen, dass er mehr Wert auf Atmosphäre und Story gelegt hat.

 

Zusammengefasst

David Morrell ist ein spannender und atmosphärisch dichter Thriller gelungen.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Mark T. Sullivan

Ähnliches Buch: Shining – Stephen King

Interessanter Fakt: Die Figur des Frank Balenger spielt auch im Buch „Level 9“ von David Morell eine Hauptrolle

Jan. 31

Simon Becket – Die Chemie des Todes

Simon Beckett - Die Chemie des Todes

Simon Beckett – Die Chemie des Todes

Dieses Buch ist mir vor Jahren von einer Freundin empfohlen worden, damals noch als Geheimtipp.

 

Zum Buch

David Hunter entschließt sich nach dem Unfalltod seiner Frau und seiner Tochter eine Stelle als Hausarzt in einem kleinen Dorf im Osten Englands anzutreten. Drei Jahre versteckt er sich dort vor der Welt und seiner Vergangenheit. Als die verwesten Überreste einer Frau in der Nähe seines Dorfes gefunden werden, beginnt die Vergangenheit ihn jedoch einzuholen. Die hiesige Polizei bittet ihn als ehemals führenden forensischen Anthropologen bei den laufenden Ermittlungen zu helfen.

 

Die Chemie des Todes ist wohl eines der beeindruckendsten Thrillerdebüts der 2000’er Jahre. Von der ersten Seite an wird man in die Geschichte hineingerissen. Dabei gelingt es dem Autor mit einer interessanten Hauptfigur und einem flüssigen Schreibstil den Leser sehr leicht bei der Stange zu halten. Auf keiner Seite dieses Buches lässt die Spannung nach – ein echter Pageturner.

Die Story klingt einfach, wird aber sehr gut umgesetzt: das Grauen bricht in eine scheinbar heile Welt. Trotz des kleinen Dorfes und der damit begrenzten Zahl der Verdächtigen sind genügend Figuren und Handlungsstränge vorhanden, um die Spannung hoch zu halten. Die Charaktere in diesem Buch sind wunderbar beschrieben und für den Leser interessant gestaltet. Vor allem natürlich die Hauptfigur David Hunter. Sie wirkt so lebensecht, dass man wunderbar mit ihr mitleiden und –zittern kann, ja fast muss.

Manchmal merkt man dem Buch sprachlich an, dass Beckett früher als Journalist gearbeitet und unter anderem auf der berühmten Body Farm des FBI recherchiert hat. Gerade in den Passagen, in denen es um die forensische Anthropologie geht wird dies deutlich. Diese Passagen lesen sich dann so sachlich wie aus einem Medizinbuch heraus erzählt. Doch auch diese Teile des Buches sind weder langweilig oder lehrerhaft, noch sind sie so detailliert beschrieben, dass sie den Leser abschrecken. Da zeigt es sich, dass der Autor gut mit Sprache und Wörtern umzugehen weiß.

Aber nicht nur die medizinischen Aspekte sind gut beschrieben, auch das Thema Angst ist hervorragend in die Handlung eingearbeitet worden. Sowohl die Angst des Einzelnen, als auch die Angst einer Gruppe (wie die eines Dorfes oder einer Familie) wird thematisiert und beschrieben. Wie reagiert eine Person oder eine Gruppe, wenn sie sich vor der Angst schützen will?

Die Antwort auf diese Frage macht einen Teil der Spannung in diesem Buch aus. Aber auch alle anderen Spannungsbögen sind vom Autor gut gesetzt worden und machen es dem Leser einfach dieses Buch zu verschlingen.  Der weltweite Erfolg dieses Buches kommt nicht von ungefähr.

 

Zusammengefasst

Ein Thriller wie man ihn sich wünscht, spannend und unnachgiebig. Wer dieses Buch noch nicht gelesen hat, sollte dies schnellstmöglich nachholen.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Tess Gerritsen

Ähnliches Buch: Kalte Asche – Simon Beckett

Interessanter Fakt: Beckett recherchierte auf der berühmten Body-Farm des FBI um mehr über die forensische Anthropologie zu erfahren.

 

Jan. 30

Dan Brown – Inferno

Dan Brown - Inferno

Dan Brown – Inferno

Der Medienhype war so groß, dass man am neuen Buch von Dan Brown fast nicht vorbei kommen konnte.

 

Zum Buch

Der Kunsthistoriker Robert Langdon erwacht in einem Krankenhaus in Florenz. Von seinen Ärzten erfährt er, dass er eine Schussverletzung am Kopf habe und deswegen unter temporärem Gedächtnisverlust leide. Als kurz darauf eine in Schwarz gekleidete Frau die Intensivstation betritt und einen seiner Ärzte tötet beginnt für Langdon eine Hetzjagd quer durch Florenz. Bleibt für ihn die Frage, warum ihn jemand töten will und was Dantes Göttliche Komödie damit zu tun hat.

Der Auftakt verspricht viel: ein Selbstmord, der Held erwacht mit Amnesie und wird unerbittlich gejagt. Dann beginnt die für Dan Brown und seine Hauptfigur typische Schnitzeljagd nach Hinweisen und Rätseln, die es zu lösen gilt. Nach etwa einem Drittel kippt das Buch von einem Thriller zu einem Reiseführer. Man bekommt zwar unbändige Lust seinen nächsten Urlaub in Florenz zu verbringen, aber Tempo und die Spannung sind erstmal raus aus der Geschichte.

Tragisch ist das Ganze aber nicht wirklich, denn Brown hat ein sprachliches Geschick, das es dem Leser sehr leicht macht, der Geschichte weiter zu folgen. Zwar ist Inferno kein Page-Turner á la Sakrileg geworden allerdings auch kein langweiliger Reiseführer. Die Balance ist dem Autor über weite Strecken gelungen. Inferno ist ein kurzweiliges Buch, dem man nachsehen muss, dass es das schwerwiegende Thema der Überbevölkerung der Welt etwas naiv angeht. Die Gewichtung des Autors liegt eben auf der Schnitzeljagd und der kunsthistorischen Schönheit Italiens.

 

Zusammengefasst

Inferno ist trotz einiger Längen ein kurzweiliges Buch mit der für Dan Brown typischen kunsthistorischen Schnitzeljagd.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Ken Follett

Ähnliches Buch: Der Name der Rose – Umberto Eco

Interessanter Fakt: Unter dem Pseudonym Danielle Brown veröffentlichte Dan Brown 1995 den schmalen, humorvollen Band: „187 Männer, um die Sie einen Bogen machen sollten: Ein Überlebens-Handbuch für die in Liebesdingen frustrierte Frau“

Hörbuchempfehlung:

Dan Brown stellt in einem BBC Interview sein Buch Inferno vor und spricht über seine Recherchen.

Dez. 18

Martha Grimes – Inspektor Jury schläft außer Haus

Martha Grimes - Inspektor Jury schläft ausser Haus

Martha Grimes – Inspektor Jury schläft ausser Haus

Dies ist der erste Fall von Inspektor Jury. Der Auftakt zu einer sehr beliebten Krimi-Reihe in Deutschland.

 

Zum Buch:

In der Gegend von Northamptonshire werden an zwei aufeinander folgenden Tagen zwei Männer in Gasthöfen ermordet und die Leichen grotesk zur Schau gestellt. Beide waren Gäste in den jeweiligen Gasthöfen und scheinbar nur auf der Durchreise. Inspektor Jury von Scotland Yard und sein Assistent werden mit dem Fall beauftragt. Doch bevor er richtig mit den Ermittlungen beginnen kann, wird eine dritte männliche Leiche gefunden.

Dieses Buch aus dem Jahre 1981 kommt auf den ersten Blick wie eine Mischung aus Agatha Christie und Georges Simeon daher. Es spielt ganz nach Christies Art in England, in einer dörflichen Umgebung und der Landadel darf dabei natürlich auch nicht fehlen. Die Hauptfigur des Inspektors Jury erinnert mit seinen melancholischen Charakterzügen dagegen stark an Kommissar Mairgret. Leider fehlt bei dieser Mischung etwas, denn dieses Buch kommt weder an Christies Begabung interessante Figuren und Krimiplots zu kreieren heran noch an Simeons Geschick psychologische Einblicke in seine Figuren zu gewähren.

Für dieses Buch spricht dagegen ganz eindeutig der stille, feine Humor der teilweise sehr spitzfindig das Geschehen in diesem Buch begleitet. Das entschädigt den Leser etwas dafür, dass die Spannung auf sich warten lässt. Zwar ist eine gewisse Grundspannung durchaus vorhanden aber sie bricht leider nie ganz bis zur Oberfläche durch. Enttäuschend ist auch, dass gerade in dem Moment wo die Spannung etwas erhöht wird, die Lösung fast im Vorbeigehen serviert wird.

Dafür lässt sich die Autorin viel Zeit, um ihre teilweise verschrobenen Charaktere und deren Beziehungen untereinander ausführlich zu erläutern. Doch trotz dieser Ausführlichkeit bleiben die Figuren oft ohne Tiefe und wirken Klischee behaftet. Man ist als Leser dann auch überrascht wie emotionslos die Bevölkerung bei so vielen Morden in der direkten Nachbarschaft bleibt.

Leider kann auch die Story nicht voll punkten, da sie gerade zum Ende hin doch etwas zu sehr bemüht wirkt dem Leser einen außergewöhnlichen Plot zu servieren.

 

Zusammengefasst

Ein solider Krimi, der Wert auf seine Figuren legt, dem jedoch etwas mehr Spannung gut getan hätte.

 

Aus der Redaktion:

Ähnlicher Autor: Agatha Christie

Ähnliches Buch: Mord ist aller Laster Anfang – Ann Granger

Interessanter Fakt: Die Figur des adligen Melrose Plant taucht in vielen weiteren Fällen von Inspektor Jury auf.

Verfilmung des Romans durch das ZDF/ ORF: Der Tote im Pub (2013)

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