Romane von Raymond Chandler sollten für alle Krimifans Pflichtlektüre sein.
Zum Buch:
Eines Morgens steht Terry Lennox mit einer Waffe vor der Tür von Privatdetektiv Philip Marlow. Lennox erzählt, dass seine schwerreiche Frau erschossen worden sei. Er beteuert seine Unschuld, hat aber Angst, dass dieses Verbrechen ihm angelastet werden könnte. Als Freundschaftsdienst fährt Marlow Lennox nach Tijuana, wo sich dieser verstecken will. Lennox wird tatsächlich von der Polizei des Mordes verdächtigt und Marlow beschuldigt, ihm bei der Flucht geholfen zu haben. Ein paar Tage später findet man Lennox in Mexico. Er hat sich selbst erschossen und ein Geständnis über den Mord an seiner Frau geschrieben. Marlow glaubt weder an den Selbstmord noch daran, dass Lennox seine Frau getötet hat. Entgegen dem Rat der Polizei und der Familie des Opfers macht sich Marlow auf die Suche nach der Wahrheit.
Raymond Chandler gehört zusammen mit Dashiell Hammett zu den großen Autoren der so genannten Hard-Boiled Krimis. „Der lange Abschied“ aus dem Jahr 1953 ist ein wahrer Klassiker geworden, genauso wie die Figur des Privatdetektivs Philip Marlow. Dem Genre entsprechend agiert Marlow als einsamer Wolf der sich trotz aller Widrigkeiten und Verlockungen seinen moralischen Werten unterwirft.
Dieses Buch ist nicht „nur“ ein Krimi sondern hat auch den Anspruch literarisch zu überzeugen – sprachlich hebt es sich von den damaligen Krimis deutlich ab. Chandler hatte großen Anteil daran, dass Kriminalgeschichten im Amerika der 30’er und 40’er Jahre nicht mehr als „Schund“ angesehen wurden.
Dieses Buch ist auch eine kleine Gesellschaftsstudie. Kühl und sachlich, mit einer gewissen Traurigkeit, wird ein Bild der amerikanischen Gesellschaft nachgezeichnet. Es ist eine Gesellschaft, in der Geld einem eine unglaubliche Macht zukommen lässt. Zugleich aber auch einsam und korrupt machen kann. Eine Gesellschaft, die nicht genau weiß, wofür sie einstehen und welche Werte sie für wichtig erachten soll. Eine Gesellschaft, die sich im Umbruch befindet. So kann man dieses Buch durchaus als immer noch aktuell ansehen.
Die Figuren sind unglaublich gut und tiefgründig gezeichnet. Alle überzeugen in ihren Handlungen und Taten. So wird die Frage nach Recht und Unrecht je nach Figur anders ausgelegt. Über allem thront natürlich die Figur des Philip Marlow. Der einsame Kämpfer, der wunderbar von Humprey Boghart in „The Big Sleep“ verkörpert wurde. Zynisch, hart und doch sehr verwundbar. Eine Figur, die vieles eigentlich nicht tun will und es trotzdem tut, weil ihre moralische Sichtweise keinen anderen Weg zulässt. Zuweilen blickt Marlow, genauso wie das Buch, melancholisch und sentimental auf die Welt um sich herum. Ein Held in einer kaputten Welt, der ganz bestimmt kein Held sein will.
Die Handlung ist wie in einem Theaterstück auf mehrere Akte verteilt, die sich später zu einem ganzen zusammenfügen. Durch die Ausführlichkeit des Autors über die Figuren und das Leben in den 50’er Jahren leidet die Spannung etwas. Aber die Plots sind gut gesetzt, man braucht nur etwas Zeit um sich zu finden. Hat man diesen Schritt getan, wartet ein wahres Meisterwerk auf einen, welches man sich nicht entgehen lassen sollte.
Zusammengefasst
Der lange Abschied hat nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Ein Meilenstein der Krimiliteratur.
Aus der Redaktion:
Ähnlicher Autor: Dashiell Hammett
Ähnliches Buch: Der Malteser Falke – Dashiell Hammett
Interessanter Fakt: Bei der Veröffentlichung seines ersten Romans „The Big Sleep“ 1939 war Chandler schon 51 Jahre alt.
Verfilmung: Der Tod kennt keine Wiederkehr
Musikempfehlung:
iTunes Musikempfehlung
- TB: 9,90€
Neueste Kommentare